… Mit nervösen Fingern nestelte Walter am Tragegurt des Rucksacks herum.

„Lass das, Walter, es ist alles in Ordnung. Ich habe das zigmal geprüft und für gut empfunden“, teilte Steve mit einem Ächzen in seiner Stimme mit. Die Fürsorge seines Bruders nervte ihm in diesem Augenblick. Angespannt war er bereits zu Genüge, denn heute war es endlich soweit. Man hatte grünes Licht gegeben und sein Auftrag, den blauen Planeten zu besuchen, würde in wenigen Minuten beginnen.

Steve war in Jeans und Shirt bekleidet. Seine Füße steckten in festen Arbeitsschuhen, die bis zum Knöchel hinaufreichten. Seine Jacke war warm, aber durch die besondere Beschichtung auch hitzeabweisend und daher nach Bedarf auch kühlend. Es war somit egal, in welchen Temperaturbereich er sich begeben würde. Außerdem bot das Kleidungsstück im Inneren Platz für unzählige kleine Geräte. Die Jacke bedeckte seine Arme und sein Hinterteil. Auf seinem Kopf war eine Mütze gestülpt. Laut der durchgearbeiteten Daten, der Koordinaten des Zieles und seiner Recherchen, war es nämlich durchaus möglich, dass es bei der Ankunft ziemlich kalt sein könnte, weshalb er seine Ausrüstung kurzerhand der kalten Zeit angepasst hatte. Das bescherte ihm, im momentanen Frühling Twarins, ein ziemlich ungewöhnliches Outfit.

Im Gedanken überprüfte Steve zum letzten Mal seine Gerätschaften. In seinem Rucksack verstaut, waren sein Block und Schreibutensilien, Messer und Löffel zum Einsammeln der Gesteinsproben, eine Auswahl an kleinen Behältern zum Transportieren eben dieser Proben und unter anderem auch der Fotoapparat. Ein kleiner Snack für den eventuell auftretenden Heißhunger hatte ebenfalls Platz gefunden, sowie zwei Flaschen an erfrischenden Getränken. Selbstverständlich wusste Steve, dass eine Rückkehr unter normalen Umständen ein Leichtes war, aber man wusste niemals, welche Abenteuer auf einem anderen Planeten warteten. Somit war seine Ausrüstung zwar aufs Notwendigste beschränkt, beinhaltete jedoch Lebensnotwendiges.

Er hatte die Bewilligung, diese Erkundungstour alleine ausführen zu dürfen, mit Wohlwollen akzeptiert. Steve hasste Ansammlungen und ein großes Team. Dabei konnten zu viele unvorhergesehene Komponenten großes Wagnis bedeuten. Obwohl er sich im Team stets zurechtfand und ohne Probleme einbringen konnte, arbeitete er trotzdem lieber für sich.

Schließlich nickte er zufrieden.

„Alles bestens! Es kann losgehen!“

Walter umarmte ihn stürmisch, Lilly küsste seine Wange und ihre Augen glänzten durch die unterdrückten Tränen. Mark klopfte ihm väterlich auf seine Schulter.

„Ich wünsche dir alles Gute, mein Junge. Viel Erfolg auf der Mission“, und sein Chef Norman legte seine rechte Hand aufs Herz, senkte den Kopf und sprach nun mit feierlicher Stimme.

„Steve, ich wünsche eine gute Reise in eine neue und unbekannte Welt. Wir sind alle sehr stolz auf dich. Sei versichert, der Lautsprecher ist an. Wann immer du etwas brauchst, melde dich, ohne zu zögern.“

„Danke euch allen. Ich werde schon bald Bericht erstatten.“ Steve verbeugte sich ebenfalls, bevor er hastig hinzufügte: „Man sieht sich!“

Sein Finger traf den erhobenen azurblauen Stein auf seinem Armband, zielsicher, bevor Steve seine Augen schloss und all seine Energien bündelte. Nur wenige Augenblicke später, war für Sekunden ein gleißender Lichtstrahl zu erkennen, und Steve war verschwunden. Er befand sich auf dem Weg zu einer fernen, neuen und unbekannten Welt.

Die Landekoordinaten führten auf den fremden Planeten – den blauen Planeten!

 

***

 

Missmutig und mit einem Murmeln stieg Melinda die Treppen des Arbeitsmarktservices herab. Sie war verärgert. Der Ordnung halber hatte sie sich das Anmeldeformular für die kommende Meldung der Arbeitslosigkeit geholt. Sie kannte das Prozedere ja nur allzu gut. Ihr ehemaliger Betreuer war ihr dabei über den Weg gelaufen und hatte erstaunt seine Augenbrauen gehoben.

„Na, wieder hier, Frau Foster?“ Ernüchtert hatte Melinda genickt.

„Es tut mir wirklich leid, das sagen zu müssen, aber ich habe es geahnt. Nehmen Sie es nicht persönlich, der Arbeitsmarkt hat im Allgemeinen seine Tücken. Na, dann sehen wir uns ja bald wieder“, waren seine Worte gewesen, bevor er schleunigst den Korridor entlang in Richtung seines Büros geeilt war.

Die Worte trafen Melinda mitten ins Herz. Schwierigkeiten im rasanten Wechsel der Ansprüche in der Arbeitswelt waren ihr bekannt, dennoch konnte sie nichts dafür, ihre Arbeit verloren zu haben.

Missgelaunt lief sie deshalb schnell die Treppen hinunter. Sie wollte nur weg von hier. Nach Hause, wo sie sich in ihren eigenen vier Wänden geschützt fühlte.

Als Melindas rechter Fuß die letzte Stufe erreicht hatte, bemerkte sie ein kurzes, fast blendendes helles Aufleuchten, welches von einem lauten Hupen gefolgt wurde. Das Geräusch kreischender und quietschender Bremsen ließen Melinda erschrocken aufblicken.

 

Ihr suchender Blick fing gerade einen Mann ein, der so plötzlich mitten auf der Straße auftauchte, dass Melinda nun der Atem stockte. Ohne weiter nachzudenken, lief sie auf die Straße, packte den Mann am Arm und riss ihn mit sich auf die andere Seite…